Introduction
Editorial
Neue Musik und Globalisierung
Das transonic Internet Forum
Es ist unmöglich geworden, heute noch über Fragen der Kultur zu sprechen, ohne die politische Weltlage zu berücksichtigen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit unwiderleglich gezeigt haben, in welchem Maße Ideologien (und zwar ökonomische, religiöse, kulturelle, politische) die Kategorien der Herkunft oder des persönlichen Hintergrunds verdrängt haben. Das ist natürlich keine völlig neue Entwicklung. Doch es gibt einen neuen Aspekt in dieser Konstellation: Verändert hat sich der Umstand, dass viele Menschen überall auf der Welt die Dominanz der westlichen Kultur nicht mehr akzeptieren und ihrem Widerstand auf eine Art und Weise Ausdruck geben, die wir bisher nicht kannten. Schon allein aus diesem Grund ist die Notwendigkeit größer denn je, Kommunikationsprozesse zu initiieren und ein breiteres Verständnis für die Sichtweisen der außereuropäischen Kulturen zu befördern.

Gene Coleman


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Die Entwicklung neuer Musiksprachen zwischen den Kulturen: das ist die künstlerische Vision, aus der sich die Konzertreihe transonic geformt hat. Es sind nicht nur Konzepte wie Tradition und Moderne, Kategorien wie zeitgenössisch und rituell, Folklore und Avantgarde, die neu befragt werden, sondern auch Arbeitsweisen und Techniken, die untersucht und transformiert werden. Entstanden ist im Haus der Kulturen der Welt ein Produktions- und Recherchezentrum für diese Auseinandersetzung. Eine Art Musikwerkstatt, die sich in den Folgejahren zunehmend öffnen wird zu Hochschulen und Veranstaltern in Berlin und darüber hinaus. Dabei befindet sich nicht nur das Festival an einem Anfang. Es steht exemplarisch für einen sich öffnenden, immer intensiver werdenden Dialog zwischen Musikern und Komponisten aus den Musikkulturen der Welt. Europa ist dabei ein Partner unter anderen; die Hierarchie zwischen westlicher Moderne und den Musiken „fremder Kulturen“ ist umgeschlagen in gegenseitige Neugierde.

Hans-Georg Knopp, Johannes Odenthal

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„Neue Musik will grenzenlos und global sein. Aber ist sie nicht auch auf ihrem außereuropäischen Auge blind und eurozentristisch?“

Zu dieser Frage eröffnet das Haus der Kulturen der Welt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik (IGNM/ISCM) am 4. Dezember ein moderiertes Internet-Forum zum Verhältnis Neuer Musik und außereuropäischer Musik. Musiker, Komponisten, Musikwissenschaftler, Journalisten und Musik-Begeisterte sind eingeladen, ihre Position zur Diskussion zu stellen. Statements von Dieter Mack, Professor für Komposition an der Musikhochschule Lübeck, dem deutsch-indischen Komponisten Sandeep Bhagwati und dem amerikanischen Komponisten und Klarinettisten Guillermo Gregorio eröffnen die Debatte.

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