Der menschliche Geist hat sein innerstes Streben und Erkennen auf unterschiedliche Weise auszudrücken versucht und in der Musik wohl die universelle Sprache gefunden. Sie symbolisiert unsere Sehnsucht nach Harmonie mit uns selbst und den anderen, mit der Natur, mit dem Spirituellen und Heiligen in uns und um uns herum, so der Dalai Lama zur Eröffnung des World Festival of Sacred Music 2001. In der Musik liegt etwas Transzendentes und zugleich Vereinigendes. Das ist in der sakralen Musik einer jeden Gemeinschaft deutlich zu hören. Solche Musik bringt die eine große Sehnsucht zum Ausdruck, die alle Menschen auf dieser Welt empfinden. Das Festival of Sacred Music folgt dem Grundgedanken, dass der Dialog zwischen den Kulturen; heute bedeutsamer denn je - immer auch ein Dialog zwischen den Religionen ist. Obwohl die Entzauberung der Welt; alle Lebensbereiche der modernen Gesell-schaft erfasst hat, überlebten Mythos und Okkultismus, Spiritualität und Religion das 20. Jahrhundert. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sieht es sogar so aus, dass gerade Religionen und spirituelle Traditionen zu Bezugspunkten kultureller Neubestimmung und Abgrenzung werden. Eine zentrale Frage für das Festival of Sacred Music ist, wie Künstler Inhalte und Formen der sakralen Musik in moderne Gesellschaften übertragen. Diese Frage wird um so interessanter, je weiter der europäische Kontext für Entwicklungen in der arabisch-islamischen Welt, in Ostasien, Afrika oder Lateinamerika geöffnet wird. Wie verhalten sich diese Positionen zum westlichen Modell einer deutlichen Trennung zwischen säkularem und sakralem Raum? Können wir uns in den geistigen Raum dieser Musikkulturen begeben, ohne den kultischen Zusammenhang zu leben? 2003 wird das Thema der Begegnungen, prägend auch für das Festival in den Vorjahren, im Zentrum stehen. Der Kampf der Kulturen, der "clash of civilizations, entwirft statische Kulturidentitäten, die stark religiös definiert werden. Das Festival of Sacred Music versteht sich als Gegenthese dazu, baut ganz auf die fruchtbare Begegnung der Differenz, auf mobile Kultur- und Kunstkonzepte. Es setzt auf die Entwicklung neuer Formen der Begegnung, die auf Sensibilität, Ästhetik und Sinnlichkeit basieren. Die Aktualität des Religiösen gewinnt hier einen utopischen Aspekt der postmodernen Gesellschaft.
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