Salvador de Bahia, Kingston, London, Port-au-Prince, New York - dies sind die Hauptumschlagplätze eines einzigartigen kulturellen Geschehens: der ästhetischen Transformation westlicher Kunstformen durch den Einfluß ursprünglich afrikanischer Traditionen. Zentrale Kunstform: die Musik. Den Sklaven war das schriftliche Wort auf Todesstrafe verboten und hier mag auch einer der Gründe dafür liegen, dass Musik eine so herausragende Bedeutung für die Ideenwelt des Black Atlantic erlangt hat - als Kommunikationsform, Informationsquelle, als eine andere Form der Reflexion und Philosophie. Was im 19. Jahrhundert in New Orleans auf dem Congo Square begann - dem einzigen Platz im Süden, wo die Schwarze Bevölkerung sich sonntags unbeaufsichtigt zum Tanzen und Singen versammeln durfte - ist mittlerweile globales Phänomen. An zwei langen Wochenenden greift das Haus der Kulturen der Welt die Idee des Congo Square auf: An die dreißig international bekannte Musiker - legendäre Größen Schwarzer Musik aber auch Newcomer - lassen unter der künstlerischen Leitung des Jazz-Gitarristen Jean-Paul Bourelly in Konzerten und Jam-Sessions hören, was der Herzschlag der Musik des Black Atlantic ist: spontaner Dialog, Interaktion, Improvisation, unmittelbare Verständigung trotz unterschiedlicher kultureller Herkunft. Diskussionen und Gespraeche zur Bedeutung des "Sound" im Bezugsrahmen des Black Atlantic beleuchten das Programm von einem theoretischen Standpunkt: Welche Wege haben die unterschiedlichen musikalischen Stile genommen und welche Transformationen haben sie durchlaufen? Welche Rolle spielte der Jazz in Nazi-Deutschland? Welche Bedeutung hat der Dub außerhalb von Jamaica? Wie haben neue Technologien die zeitgenoessischen Musikstile beeinflusst? Und in welche Richtung bewegt sich der HipHop in Europa?
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