Die Veranstaltungsreihe Framing beschäftigt sich mit Fragen der Ausstellungs- und Darstellungspraxis außereuropäischer Kulturen im westlichen Kontext und den daraus resultierenden Strukturen der Wahrnehmung im interkulturellen Feld. Bereits die Konferenzen Frames of Viewing und Migrating Images, die im Mai 2002 und November 2003 durchgeführt wurden, waren intendiert als Schritte auf dem Weg, das Haus der Kulturen der Welt selbst als Rahmen zu thematisieren. Diese Diskussion greift nun das Projekt Framing in drei Konferenzen im März, April und Juni 2004 auf. Ihren Anfang nimmt die Reihe im Zusammenhang mit der Ausstellung iranischer Künstler, geht dann aber über den Bezug zu diesem Projekt hinaus. Konzeptionell wird die Reihe betreut von Tirdad Zolghadr in Zusammenarbeit mit Kerstin Frei und Peter C. Seel. Framing I: Ausstellungspraxis als "Framing" >>> 20. + 27. März 2004 Anhand der Ausstellung Entfernte Nähe iranischer Künstler und Künstlerinnen im Haus der Kulturen der Welt werden Kuratoren, Experten und Künstler diskutieren, wie durch Ausstellungspraxis und durch künstlerische und kuratorische Strategien eine spezifische Wahrnehmung Irans ebenso wie der Kunst aus Iran erzeugt wird. "How has Iran been exhibited/represented/commodified/framed. Not only by nasty westerners, but also within the country itself. The event would basically be an inquiry into 'representations of Iran'." (Tirdad Zolghadr) Hier wird auch diskutiert werden, welchen Einfluss die Positionierung einer solchen Ausstellung im Haus der Kulturen der Welt, in Berlin, in Deutschland, auf die Wahrnehmung dieser Kunst hat, und welche Rolle das spezifisch westliche Verhältnis von Kunst und Ökonomie in dieser Frage spielt. Framing II: "Framing" und Repräsentationsregime >>> 23./24. April 2004
In einem zweiten Schritt werden Repräsentationspraxen auf einer weiteren gesellschaftspolitischen Ebene zum Thema gemacht. Die Tendenz, außereuropäische Kulturen zu exotisieren, ist in den westlichen Gesellschaften allgegenwärtig. Hier soll diskutiert werden, "inwiefern Repräsentation machtvoll wirken kann; wie sie Wahrnehmung beeinflusst durch Auslassungen, Hervorhebungen, Stereotypisierung, De- und Rekontextierung, Exotisierung, Ethnisierung und Differenzierung." (Kerstin Frei) Es soll darum gehen, die Bedingungen aufzuzeigen, wie sich solche Repräsentationsweisen entwickeln und verfestigen. Dabei wird auch nach Dominanzstrukturen in der Gesellschaft, nach Macht und Ohnmacht in Bezug auf die Darstellungs- und Repräsentationsweisen zu fragen sein. Rahmen der Wahrnehmung werden von der Mehrheitsgesellschaft bzw. von den Institutionen der Mehrheitsgesellschaft gesetzt. Sie bestimmen das Format, die Beschaffenheit und das Motiv der Sichtbarmachung von Kunst und Künstlern. Sie definiert den "Raum der Repräsentation" (P. Niedermüller) innerhalb dessen sich "fremde Kulturen", oder genereller Differenz, positionieren dürfen und sollen. Hier spielt auch die Frage danach "wer spricht für wen?" eine wesentliche Rolle. Framing III: "Performing Culture" als Kulturpolitik >>> Juni 2004
Schließlich wird sich diese Veranstaltungsreihe mit den Formen der kulturellen Inszenierung der Städte durch ein multikulturelles Kultur-, Freizeit- und Bildungsangebot beschäftigen. Festivals, Events, Projekte, Performances, Straßenfeste, Märkte und Paraden sind typische Darbietungsformen, in denen sich Städte einen "weltstädtischen" Charakter zu geben versuchen. Inwieweit diese Formen geeignet sind, tatsächlich kulturelle "Fremdheit" zu vermitteln, wird hier zu diskutieren sein. Inszenierungen kultureller Vielfalt, ihre Hersteller und ihr Publikum, ihr Gegenstand und ihre Form sollen thematisiert werden. Dabei geht es auch um die Institutionen, die Fremdrepräsentation zum kulturpolitischen Gegenstand und für ein breites Publikum erfahrbar und zugänglich machen. (nach Gisela Welz). Weitere Themen: Kulturpolitik in Zeiten der Festivalisierung am Beispiel der Berliner Republik; "Performing Culture" als Instrument der Städtekonkurrenz; Ethnic Marketing und der Zusammenhang von Kunst, Konsum und Ethnisierung. Zur Bedeutung neuer Kommunikationsmedien in der arabischen Welt (Konferenz) >>> Juni 2004 Satelliten-TV, Mobil-Telefon und Internet sind neue Kommunikationstechnologien, die sich im letzten Jahrzehnt in der arabischen Welt wie auch anderswo durchgesetzt haben, dort aber stärker als etwa in Europa die Kommunikation in der Gesellschaft radikal verändert haben: Sie ermöglichen, bestimmte soziale und politische Einschränkungen, die in vielen arabischen Gesellschaften bestehen, zu unterlaufen. Mobiltelefon und Internet revolutionieren die Möglichkeit zu privater, persönlicher Kommunikation. Vor allem junge Menschen haben mit diesen weit verbreiteten Technologien in einem bisher unbekannten Maße Kommunikationsfreiräume ohne die soziale Kontrolle durch die Familie. Das Aufblühen von Internet-Cafés überall in der arabischen Welt schafft neue Räume von Öffentlichkeit, die Frauen und Männern gleichermaßen bis spät in die Nacht offen stehen. Satelliten-TV und Internet haben die politische Diskussion und Auseinandersetzung in arabischen Gesellschaften revolutioniert, indem sie seit Mitte der 90er Jahre die nationale Kontrolle und Zensur über öffentlich kommunizierte Inhalte völlig unterhöhlt haben. Es gibt zwar immer wieder Bemühungen seitens der Regierungen, die Kontrolle aufrecht zu erhalten, aber mit wenig Erfolg. In der Konferenz werden arabische wie deutsche Medienwissenschaftler, Intellektuelle und Journalisten diese Entwicklungen analysieren und diskutieren.
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