POP ist global verständlich und lokal verankert. POP agiert weltweit und fasziniert zugleich die Menschen vor Ort. POP hat sich zu einem der universellsten Begriffe der aktuelleren Musikgeschichte entwickelt und dabei zugleich die Kraft bewahrt, sich in kontinuierlichen Abständen neu zu erfinden. POP ist das erbarmungslos subjektiv ausgetragene Spiel zwischen Mainstream und Subkulturen. Im Laufe von mehr als fünf Jahrzehnten musikalischer Popkultur haben sich Traditionen und Funktionen heraus gebildet, die einerseits als global verständliche Kommunikationsplattform dienen, während sie zugleich einen lokalen Identifikationspunkt für die Verortung junger Menschen in der Gesellschaft bieten. Daher bezieht die Popmusik des 21. Jahrhunderts wichtige Impulse aus der Begegnung von universell kommunizierbaren Pop-Spielarten und lokalen musikalischen Traditionen: Die Immigranten-Kinder in Frankreich oder Deutschland verbinden arabische und türkische Traditionen mit Pop-Harmonien, Jugendliche im Senegal produzieren Hiphop mit DJ, Computern, Kora und Talking Drums, während die asiatischen Einflüsse in der englischen Clubmusik immer prägender und zugleich alltäglicher werden. Es entwickelt sich ein neuer, weitaus ungezwungenerer Umgang mit jener Musik, die früher als World Music bezeichnet und damit in eine unbequeme Stilschublade gezwängt wurde. Zugleich stehen diese lokalen Entwicklungen einem globalisierten Musikmarkt gegenüber, dessen ökonomische Logik nach Popstars, nach musikalischen Exportmodellen, nach klingenden Brandings verlangt, die weltweit verkäuflich sind und sich damit eigentlich ihrer lokalen Eigenheit, ihrer Nonkonformität, ihrer Verwurzelung in einer kulturellen Minority entledigen müssen. Plattenfirmen und Medien bedienen sich hierbei gleichermaßen bei einem Kategoriensystem, das mit Hypes wie etwa dem Asian Underground eher ein beengendes Stereotyp entwickeln als dass sie die Vielfalt einer musikalischen Szene oder Community fördern. Die PopWelt Europa 2002 ist daher bei weitem vielfältiger und komplexer, als es die Wirklichkeit in Mainstream-Medien und Plattensupermärkten reflektiert. Localize? Globalize!, die Konferenz zum Europatag, will dieser Vielfalt Rechnung tragen, will die Frage nach den Inhalten von Popmusik in Europa stellen und zugleich den Clash zwischen lokalen Popkulturen und globaler Musik-Ökonomie thematisieren. RednerInnen: Dr. Susanne Binas (Forschungszentrum für Popularmusik an der HU Berlin), Youssef Adel (marokkanisch-stämmiger Musiker mit dem Künstlernamen U-Cef, der in London lebt und zu den Gründern des Global Fusion Sounds gehört) DJ Ritu (indisch-stämmige Musikerin mit der Band Asian Equation, Journalistin und Djane, deren wöchentliche Radio-Show auf BBC auch über SFB4 Radio Multikulti übertragen wird) Jay Rutledge (Journalist für den Bayerischen Rundfunk und die Süddeutsche Zeitung (u.a.) sowie Herausgeber der CD Afrika Raps, erschienen bei Trikont in Deutschland) Björn Döring (Journalist, Künstlerischer Leiter popdeurope) Arbeitssprache: Deutsch/Englisch mit Simultanübersetzung
|