Als die ehemalige Nonne Faustina Bama ihre Lebensgeschichte Karukku veröffentlichte, sorgte das Buch in der indischen Literaturszene für Furore. Es ist Ausdruck eines Aufbegehrens gegen die klerikale wie gesellschaftliche Ächtung der Autorin, die 1992 aus dem Kloster ausgetreten war. Gleichzeitig setzt es sich auch mit Bamas Dasein als Dalit, als Unberührbare, auseinander. Die Veröffentlichung führte zu einer lebhaften Diskussion über Dalit-Literatur eine Literatur über die Unberührbaren, die seit den Siebzigerjahren zunehmend auch von diesen selbst verfasst wird. Mit der schmerzhaften Teilung Indiens 1947 in Pakistan und Indien beschäftigt sich die Autorin und Frauenaktivistin Urvashi Butalia in The other side of silence voices from the partition of India. Anhand persönlicher Lebensläufe rückt die indische Autorin ein bis heute verdrängtes Kapitel der indisch-pakistanischen Geschichte ins öffentliche Bewusstsein: Über 12 Millionen Menschen wurden bei der Teilung umgesiedelt. Eine Million Menschen starben. Mehr als 75.000 Frauen wurden entführt und vergewaltigt. Dörfer, Kommunen, Familienbande wurden zerstört. Urvashi Butalia lebt und arbeitet in Delhi.Mit der zunehmenden Dominanz bestimmter gesellschaftlicher Gruppen in Indien werden Minderheiten immer mehr an den Rand gedrängt und gesellschaftlich ignoriert. Viele Literaten sehen es daher als ihre Aufgabe an, diesen Randgruppen eine Stimme zu verleihen und kulturelle Stereotype, wie sie über Minderheiten allgemein im Umlauf sind, zu hinterfragen. Die Diskussion thematisiert diese Aspekte und geht dabei besonders auf Fragen der Geschlechterrollen und der Kastengesellschaft ein.
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