Die Filmreihe SELVES MADE STRANGE greift das zentrale Thema des Indien-Festivals body.city auf: Stadt und Körper. Kurator Ravi Vasudevans Zusammenstellung umfasst rund 25 Filme, von opulenten Bollywood-Produktionen bis hin zu Dokumentar- und Art-House-Filmen. Die Auswahl zeigt, wie der Film zum Vehikel der sozialen und kulturellen Neuordnung indischer Städte wurde und gleichzeitig den Boden für das Entstehen einer neuen Massenkultur bereitete. Das Programm ist in fünf Blöcke eingeteilt, die deutlich machen, dass sich die einzelnen Themen Wertewandel, Gewalt, Zerfall, Spiel der Identitäten, Migration durch alle Genres ziehen. Facettenreich und in ganz unterschiedlicher Filmsprache setzen sich indische Regisseure mit diesen Themen auseinander. Zur Pressevorführung am Donnerstag, den 4. September möchten wir Ihnen einen Einblick in das Filmprogramm verschaffen anhand von vier Beispielen: dem Spielfilm "Satya/Truth", der die Reihe eröffnen wird, einer TV-Sitcom und zwei Dokumentationen (Kurzbeschreibungen zu den Filmen s.u.). Bei der Preview erhalten Sie eine Pressemappe und Bildmaterial. Von einigen Filmen aus der Reihe sind auch VHS-Kassetten zur Ansicht verfügbar. Pressekontakt: Annette Schäfer Tel.: 030-397 87-253 Mail: schaefer@hkw.de Ablauf:
10:00 Uhr: Satya/Truth Ram Gopal Varma, 1999 155', Hindi + engl. UT, Spielfilm Pause 13:30 Uhr: A Season Outside Amar Kanwar, 1998 30', engl. OV, Dokumentarfilm 14:00 Uhr: Goodness Gracious Me! BBC TV, 1998-2000 Ausschnitte aus verschiedenen Folgen, 30', engl. OV, Sitcom 14:30 Uhr: 11 Miles Ruchir Joshi, 1991 170', Bengali + engl. UT, Dokumentarfilm Satya/Truth Satya kommt aus dem Nichts. Er ist die Gegenwart, reines Dasein und bloßer Instinkt. Dieser Mann ohne Vergangenheit taucht inmitten der Menge auf im Victoria Terminus, Bombays größtem Bahnhof. Er wird geschlagen, mit einem Messer attackiert und ins Gefängnis gesperrt. Dort schließt er Freundschaft mit Bhiku, einem Gangster, der ausschließlich von seinen Gefühlen beherrscht wird und in Satya einen Partner findet, der kalt ist wie Stahl. Mit dem Repertoire des Gangsterfilms schafft Regisseur Varma eine neue Bildsprache für Bollywood. Zugleich gibt er seinem Publikum Anhaltspunkte, wie es mit dem heutigen Lebenstempo, der zunehmenden Überwachung, der schnellen Kommunikation und der technologisch vernetzten Gesellschaft fertig werden kann. Als Gangsterfilm zeigt Satya das moderne Leben nach den klaren Vorgaben seines Genres. An entscheidenden Wendepunkten lässt Varma seine Helden Bhiku und Satya die zeitliche Logik der Handlung durchkreuzen und annektiert filmische Räume, die Friedkin, Coppola und vor allem Scorcese geschaffen haben. Varma schert sich nicht um Plagiatsvorwürfe, seine Arbeit leibt sich Vorhandenes ein und interpretiert sie auf seine Weise neu. A Season Outside Wahrscheinlich gibt es keinen zweiten Grenzposten wie Wagah, wo dieser Film mit seiner Erforschung von Konflikten, Gewalt und Gewaltverzicht beginnt. An dieser Stelle kommt jeden Tag ein geteiltes Volk entlang einer schmalen weißen Linie zusammen. Die weiße Linie ist eine vollendete Tatsache. Wie ein Nomade überschreitet der Film Trennlinien, untersucht Spuren der Gewalt und zerschlagene Hoffnungen ungezählter namenloser Menschen, Gemeinschaften, Nationen. A Season Outside ist zugleich ein Dokumentarfilm und ein analytischer Essay über die unauflöslichen Ambivalenzen in einem Konflikt. Er stellt Menschen vor, ohne sie zu interviewen, und nimmt die Zuschauer mit auf die Suche nach einer Weisheit, die Voraussetzung einer anderen Art von Frieden wäre. Amar Kanwar war mit A Season Outside auf der Dokumenta 2003 vertreten und wird am 18. Oktober seinen Film im HKW präsentieren. Goodness Gracious Me! "Goodness Gracious Me!" war eine britisch-indische Comedy-Serie, die alles und jeden durch den Kakao zog vor allem die britischen Inder selbst. Die vier Protagonisten Meera Sayal, Senjeev Bhaskar, Kulvinder Ghir und Nina Wadia begannen mit ihren Sketches im Radio, dann wurde ihre Show vom Fernsehen übernommen. Der Serie war nichts heilig: Vom Inder, der argumentiert, warum William Shakespeare aus Indien stammt, über Rucksacktouristen, die den Preis einer Zeitung herunterhandeln wollen, bis zu Verballhornungen westlicher Songs, etwa Punjabi Girl als Parodie auf den Hit Barbie Girl von Aqua. 11 Miles Regisseur Ruchir Joshi: "'11 Miles' ist ein filmischer Gesang. Er handelt von den Baul, den einheimischen Musikern des Bengaldeltas und ist im Kontext ihrer Philosophie und Lebenswirklichkeit entstanden. Die Baul sind Wandersänger. Sie pflegen eine über tausendjährige Tradition des Singens, Spielens und Erzählens. Auf der einfachsten Ebene singen die Baul von der Liebe als der einzig wahren Religion, vom Körper des Menschen und von der Natur als den einzigen Tempeln des Gebets. Die Baul setzen sich über Barrieren der Religion, der Kaste, des Geschlechts hinweg. Sie sind eine kulturelle Guerilla erster Ordnung."
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