Iran erlebt einen Boom in der Theaterszene. Forum für diese Entwicklung ist das Fadjr Theaterfestival in Teheran. Seit einiger Zeit zieht es die internationale Aufmerksamkeit auf sich, denn es zeigt verstärkt radikal-ästhetische Produktionen und ist so zu einer zentralen Plattform für den kulturkritischen Prozess in Iran geworden. Es ist die junge „verlorene“ Generation der Revolution, die hier auf der Bühne steht und brisante Themen verhandelt: die individuellen und kollektiven Neurosen in einer sehr widersprüchlichen Gesellschaft, die Situation der iranischen Frauen, das Trauma des achtjährigen Krieges mit Irak. Dabei gelingt es den Theatermachern, mit einer subtilen Theatersprache selbst Erotik und brutale Gewalt auf die Bühne zu bringen.

Das Haus der Kulturen der Welt hat dieses Jahr vor Ort von den über siebzig Produktionen drei Uraufführungen ausgewählt, um sie im Rahmen von „Entfernte Nähe“ vom 1. bis 4. April 2004 in Berlin zu zeigen. Die eingeladenen Arbeiten stehen für die neue iranische Bühnenästhetik, wenn sie auch jeweils eine ganz eigene Form finden: Unwritten Whispers steht in der Tradition des klassischen Schauspiels, das einen literarischen Stoff neu deutet. Kiss You and Tears, das auf dem Festival die meisten Auszeichnungen erhielt, ist eine experimentelle Inszenierung, die nicht nur durch das gesprochene Wort, sondern besonders durch starke Bilder und die Präsenz der Schauspieler geprägt ist. Home Is in Our Past dagegen vertraut ganz auf die Performance, auf die Körper, Stimmen und Gesten, auf Zustände jenseits des Texts.

Wir laden Sie herzlich ein, am Mittwoch, dem 31. März um 11 Uhr vorab einen Blick in Proben zu Kiss You and Tears und Home Is in Our Past zu werfen. Die beteiligten Regisseure, Schauspieler und Johannes Odenthal, Kurator des Theaterprogramms, stehen Ihnen anschließend für Gespräche zur Verfügung.

Wir bitten Sie um die Bestätigung Ihrer Teilnahme telefonisch unter Fon (030) 397 87 196 oder per e-mail an presse@hkw.de