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Die richtige Art zu leben
Alltag, Schönheit, Sprache, Tradition, Traum, Zeit
Herbert Krill führte in den Kasachfilm-Studios in Almaty ein Interview mit Darezhan Omirbaev, dem Regisseur von "Jol" (The Road), der auch im Westen Beachtung gefunden hat.

Herbert Krill drehte 1999 für ZDF und ARTE einen Dokumentarfilm über das zentralasiatische Kino mit dem Titel "Entlang der Seidenstraße". Er verbrachte drei Wochen in zentralasiatischen Großstädten. In den Kasachfilm-Studios in Almaty führte Krill ein Interview mit Darezhan Omirbaev, dem Regisseur von "Jol" (The Road), der auch im Westen Beachtung gefunden hat: Das Road-Movie lief im Wettbewerb des Filmfestivals in Cannes.

- Warum machen Sie Filme?

DO: Die Kraft, die mich am Anfang dazu bewegte, Filme zu machen, war die Freude. Wenn du dir einen Film ausdenkst und am Schneidetisch arbeitest, erlebst du eine so große Freude, die du mit nichts anderem vergleichen kannst. Für diese Freude ist man bereit, auch die vielen Schwierigkeiten beim Filmemachen in Kauf zu nehmen. In der letzten Zeit ist zu der Freude auch noch die materielle Seite hinzugekommen, weil das die einzige Möglichkeit ist, sich selbst und auch die Familie zu erhalten. Aber als Hauptgrund nenne ich doch die Freude, die man durch diese Arbeit erlebt. Das ist keine materielle Sache. Das ist ein ruhige, gute Kraft.

- Was wollen Sie zeigen?

DO: Ich versuche manche Sachen von innen zu zeigen – die innere Welt eines Menschen. Im Gegensatz zum Neorealismus, der die äußere Seite des Lebens darstellt.

- Sie setzen in ihren Filmen hauptsächlich Laiendarsteller ein.

DO: Das hängt damit zusammen, dass ich das Theater schlecht kenne. Ich interessiere mich überhaupt nicht dafür – es ist nicht interessant. Wenn wir über das Professionelle reden – das findet man nur im Theater. Man darf die Darsteller im Kino nicht so bezeichnen. Für mich ist es interessanter, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die von der theatralischen Gestik und Mimik nicht verdorben sind. Wenn Theaterschauspieler im Kino spielen, kann es schon interessant und beeindruckend sein. Aber dabei verschwindet die Frische der Welt und der Menschen. Wenn man aber mit Menschen dreht, die bisher nicht gespielt haben, hat man die Möglichkeit, diese Frische zu ergreifen. Obwohl es auf keinen Fall die Garantie für einen Erfolg ist.

- Interessieren Sie sich für Politik?

DO: Nur während meiner Drehpausen. Zwischen meinen Filmen lese ich Zeitungen und sehe fern. Wenn ich dann einen Film zu drehen beginne, merke ich, wie blödsinnig es ist, fernzusehen, Zeitungen zu lesen und sich für die Politik zu interessieren. Mir scheint, dass die Politik sehr oberflächlich ist. Das Interessante im Leben findet außerhalb der Politik statt. Ich war unlängst zu Besuch bei einem kirgisischen Regisseur, den man auch in Europa kennt – Aktan Abdykalykov. Er wohnt in einem Dorf, schaut nie fern, liest keine Zeitungen, sieht keine Filme und hat eine Kuh und einen Garten. Er lebt in einem Haus – nicht so wie ich in einer Wohnung im vierten Stock. Seine Art zu leben ist meiner Meinung nach die richtige.