Die Begegnungen am Eröffnungsabend erschließen - wie das ganze erste Wochenende - den Blick in den Raum des Black Atlantic, in die Geschichten der Klänge, die Hintergründe von Bildern und Erzählungen. Mit Paul Gilroy, Kulturwissenschaftler von der Yale University, Edouard Glissant, Philosoph und Schriftsteller, Paris/Martinique, der kubanischen Schriftstellerin Nancy Morejón und mit einem Video von Keith Piper: "Go West Young Man", der brasilianischen Jazz-Sängerin Othella Dallas und einer Performance von Ismael Ivo. Das Programm BLACK ATLANTIC macht die Sphäre der Vernetzung, der Kommunikation, der sozialen, geschichtlichen und kulturellen Verbindungslinien zwischen den Amerikas, Afrika und Europa durch ein ebenso vernetztes Konzept plastisch: es ist ein Ineinander von Musik und Performance, wissenschaftlicher und literarischer Reflexion, von realen Bildern und imaginären Vorstellungswelten. In großen Konzerten, Sessions und Klanglandschaften steht dabei die Musik im Mittelpunkt. Multimediale Installationen, die von Isaac Julien, Keith Piper, Lisl Ponger und Tim Sharp als Auftragsarbeiten für dieses Projekt entwickelt wurden, setzen sich mit transatlantischen und transkulturellen Reisen, den gegenwärtigen Migrationsprozessen wie auch der spezifischen Ikonographie des BLACK ATLANTIC auseinander. Zentrale Aspekte des BLACK ATLANTIC werden in drei interdisziplinären Plattformen gefasst - In der ersten unter dem Titel "Eine andere Geschichte" thematisiert der Tänzer und Choreograf Ismael Ivo in seinem neuen Performance-Projekt den Zusammenhang von Geschichte und Geschichten und von im Körper sedimentiertem kollektivem Gedächtnis. Es wird verknüpft mit einem Symposium zu einem neuen Geschichts-Begriff, anhand deutscher Kolonialgeschichte und Schwarzer deutscher Geschichte. Die Musik in ihrer Kraft zur Interaktion und Kommunikation steht in der zweiten Plattform unter dem Titel "Congo-Square" im Zentrum. In diesem offenen Forum der Begegnung, kuratiert durch den Gitarristen Jean-Paul Bourelly, geht es um Improvisation der Klänge und der Begegnung. Die Konzertreihe wird mit Diskussionen zur politischen und sozialen Geschichte des Jazz, zur 'Migration' der Musik und zur Bedeutung von neuen Technologien reflektiert. Eine dritte Plattform unter der Überschrift "Eine andere Moderne" zum Zusammenhang von Moderne und Terror thematisiert in Konferenz und Lesungen die Frage von Erinnerungsabwehr und kolonialen Strukturen heute. Das Spektrum reicht dabei von der Bedeutung des Herero-Genozids bis zur Frage: Kunst nach dem Kolonialismus.
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