Black Atlantic bezeichnet einen zugleich imaginären wie realen Raum, der die vielfältigen Wanderungen und Beziehungen der zahlreichen Communities der Schwarzen Diaspora zwischen drei Kontinenten umfasst. Ihre Entwicklung stellt - zukunftsweisend - die Verbindung von Territorium und kultureller Identität in Frage. Mit Edouard Glissant und Paul Gilroy treffen die prominentesten Protagonisten dieses Denkens aufeinander. Glissant verabschiedet mit dem Konzept der Créolisation den "Horror der Identität", die sich auf eine (nationale) Wurzel beruft; vielmehr ist es die Leistung der Créolisation, "eine Beziehung zwischen drei oder mehreren kulturellen Zonen zu unterhalten, die in einem Ort der Begegnung zusammengerufen werden". Paul Gilroy entwickelt in Anlehnung an den Wegbereiter der afroamerikanischen Bürgerrechtsbewegung, W.E.B. Du Bois dessen Konzept der double consciousness weiter: Wie ist es möglich, Schwarz und EuropäerIn zugleich zu sein? Édouard Glissant, geb. 1928 in Martinique, Schriftsteller, Soziologe und Philosoph, ist Distinguished Professor an der City University von New York, lebt und arbeitet in New York, Paris und Fort-de-France. Er bezeichnet sich selbst als frankophonen amerikanischen Schriftsteller. Als Begründer des Forschungs-Instituts "Institut martiniquais d'études" ist er seit Jahrzehnten damit beschäftigt, die antillanische Geschichte zusammenzutragen. Édouard Glissant veröffentlichte seine ersten Gedichte in den 50er Jahren und besetzte eine wichtige Stellung in der Bewegung Schwarzer Schriftsteller und Künstler, die sich 1956 in Paris und 1959 in Rom offiziell zusammenschloss. Herausragend ist sein theoretisches Werk, wie zum Beispiel "Le Discours antillais" (dt.: "Zersplitterte Welten"), durch das er zu einem Vordenker postkolonialer Kritik und Kulturtheorie wurde. Kontinuierlich beschäftigt er sich mit der Repräsentanz Schwarzer Menschen und ihrer Geschichte(n) in einer immer "mondialer" werdenden Welt. Seine theoretischen Schriften und sein alle Genres umfassendes literarisches Werk stehen in einer engen Beziehung zueinander und verweisen immer wieder auf den Unsinn eines in Essentialismen und statischen Kategorien verhafteten Denkens.
Paul Gilroy, Soziologe und Kulturwissenschaftler ist seit 1999 Professor für Soziologie und African-American Studies an der Yale University. Zuvor war er Professor für Soziologie und Cultural Studies am Goldsmiths College der Universität London. Paul Gilroy ist kuratiert das "Black Atlantic" Projekt zusammen mit dem Haus der Kulturen der Welt. Er gilt durch sein 1993 erschienenes Buch "The Black Atlantic, Modernity and Double Consciousness" als eine der wichtigsten Stimmen, die einen Paradigmenwechsel im europäischen Denken anstreben. Seine Arbeiten setzen sich mit der Anwesenheit Schwarzer Kulturen im europäischen Kontext auseinander und waren unter anderem wegweisend für die Schwarze Kunstszene in Großbritannien. Tina Campt ist Distinguished Professor für Gender Studies an der Duke University, Durham. Sie hat in Neuerer Deutscher Geschichte promoviert und arbeitet zu Gender-Fragen, Oral History, Schwarzer deutscher Geschichte und insbesondere zu der Situation Schwarzer Frauen in Europa. In ihrem 2004 erschienenen Buch, "Other Germans: Black Germans and the Politics of Race, Gender and Memory in the Third Reich" setzt sich Campt mit der Geschichte Schwarzer Deutscher im Nationalsozialismus auseinander. Tina Campt ist konzeptuelle Beraterin für das Projekt "Black Atlantic". Sie hat das Konzept für die Konferenzen zu Schwarzer Deutscher Geschichte der Plattform I entwickelt.
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