Wie gehen Architekten mit Erinnerung in Städten um, die vom Krieg zerstört wurden? Berlin wie Beirut mussten sich nach Krieg und Zerstörung mit einem Wiederaufbau auseinandersetzen, der die Frage nach einer Visualisierung der eigenen Geschichte im Stadtbild aufwarf. Das Jüdische Museum, das Holocaust-Mahnmal, die Reichstagskuppel und das Stadtschloss sind unterschiedliche architektonische Versuche in der deutschen Hauptstadt, kollektive Erinnerung ins Stadtbild zu integrieren. In Beirut hingegen scheint man die Ausblendung des Bürgerkrieges anzustreben. Ganze Häuserkomplexe wurden abgerissen und Neubauten errichtet, die keinerlei Bezug zur Geschichte des Ortes haben. Einen ganz anderen Weg beschreitet der libanesische Architekt Bernard Khoury. Seine Neubauten lassen die Vergangenheit des Ortes sichtbar werden. So integriert der von ihm gestaltete Beiruter Club "B O18" räumlich wie optisch die historischen Brüche seiner Umgebung. Gebaut auf dem Gelände eines ehemaligen palästinensischen Lagers, gibt der Bunkerbau über aufschiebbare Dachflächen den Blick auf die Oberfläche frei und holt damit die im Untergrund schwelende Geschichte ans Tageslicht. Dies ist in Beirut von besonderer Bedeutung, wo (von den ehemaligen Bürgerkriegsgegnern und heutigen Regierungspartnern) gewolltes Vergessen und von den Künstlern und Intellektuellen eingefordertes Erinnern ein permanentes Spannungsfeld bilden. An der Diskussionsveranstaltung nehmen neben Bernard Khoury der Beiruter Filmregisseur Ghassan Salhab und der Berliner Stadtsoziologe Hartmut Häussermann teil. Salhabs Filmarbeiten drehen sich immer wieder um die Themen "Erinnerung - Vergessen - Verzeihen" - und um die Stadt Beirut, ihre Architektur, ihre wiederholte Zerstörung und ihren immerwährenden Neuanfang. Sprache: Arabisch und Deutsch mit Simultanübersetzung
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