Welchen Raum nehmen Frauen im arabischen Alltag ein? Ausgehend von der Rolle der Frauen in den arabisch-islamischen Ländern, thematisiert die Konferenz die Dynamik von Geschlechter-Auseinandersetzungen, den Kampf von Frauen um ihre eigene Geschichte, die Formulierung ihrer Interessen sowie die Anerkennung ihrer Rechte. Eingeladen sind Referentinnen aus der Region, die sich auf unterschiedlichen Ebenen seit Jahren aktiv für eine Erweiterung und praktische Durchsetzung von Frauenrechten einsetzen. Es gibt viele verschiedene Ansätze und Formen feministischer Aktivitäten in den arabischen Ländern. Darüber hinaus kennzeichnet die Frauengruppen ein unterschiedliches Verhältnis zum Islam, daher werden auch säkulärer wie islamischer Feminismus Themen der Veranstaltung sein. Vertreterinnen verschiedener Richtungen legen ihre Sicht dar und berichten über Spielräume und Handlungsfelder, die ihnen in ihren Ländern zur Verfügung stehen. Beispielhaft wird auf die Situation in den Medien eingegangen. Wo öffnen sich - aufgrund neuer Entwicklungen wie Satelliten-Fernsehen und Internet - neue Möglichkeiten? Außerdem diskutieren die Teilnehmerinnen über die politische Repräsentation von Frauen und den Themenkomplex "Rechte und Empowerment". Welche Erfahrungen konnten mit verschiedenen Strategien gemacht werden? Wo liegen die Hindernisse? Abschließend untersuchen die Teilnehmerinnen der Konferenz den Einfluss der Gender-Auseinandersetzung auf die gesellschaftliche Entwicklung in den stark patriarchalisch geprägten Ländern der Region und die Bedeutung einer neuen Geschlechterordnung in der arabischen Welt für die Herausbildung einer pluralistischen Zivilgesellschaft. In Kooperation mit dem Bruno Kreisky Forum für internationalen Dialog, Wien (Österreich), und der Karl Kahane Stiftung, Celerina (Schweiz). D a s P r o g r a m m
>> Freitag, 25. April 2003
14 15.15 Uhr Begrüßung / Eröffnung der Konferenz Die Dynamik der Frauenbewegungen in der arabischen Welt
Die Arbeit von arabischen Frauenbewegungen hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert, und neue Inhalte, neue Aktionsformen und neue Strategien zeichnen sich ab. Zwei wesentliche Themen der Konferenz das Eingreifen des Staates und der Gesellschaft in Aktivitäten der Frauen und die damit einhergehenden Probleme sowie die allgemeine Entwicklung von Gender-Demokratie in der arabischen Welt werden hier in einem umfassenden Überblick vorgestellt. Keynote: H.R.H. Prinzessin Basma Bint Talal, Vorstand des Jordanian National Forum for Women, Amman Aicha Belarbi, Botschafterin des Königreichs Marokko bei der EU, Soziologie-Professorin, Brüssel/Rabat Moderation: Parto Teherani-Krönner, Professorin für Sozialwissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin 15.15 15.30 Uhr
Pause 15.30 18.30 Uhr
Vorträge mit anschließender Diskussion Zentrale Inhalte und Strategien arabischer Frauengruppen Die unterschiedlichen arabischen Frauenbewegungen wie die säkularen und islamischen Frauengruppen, der staatlich verordnete und basisorientierte Feminismus wenden entsprechend unterschiedliche Strategien an, um Emanzipation durchzusetzen. Progressive Bewegungen fordern radikale politische und soziale Reformen, kritisieren Staat und Gesellschaft für ihre frauenfeindliche Politik und verlangen eine sofortige Änderung der Situation von Frauen. Konservative Bewegungen hingegen nehmen Bezug auf die Benachteiligung durch den Mann, die durch bessere Ausbildung aufgehoben werden kann. Sie fordern daher die Durchführung von Bildungsprogrammen für Frauen, um ihnen eine gesellschaftliche und wirtschafliche Besserstellung zu ermöglichen. Moderation: Bettina Dennerlein, Islamwissenschaftlerin, Zentrum Moderner Orient, Berlin Empowerment: Der Kampf um die Rechte von Frauen Asma Khader, International Sisterhood (SIGI), Rechtsanwältin, Amman Politische Partizipation in patriarchalischen Gesellschaften Rabéa Naciri, Collectif Maghreb Egalité 95, Professorin der Geographie, Rabat Statements: Sumaya Farhat-Naser, Autorin, Friedenaktivistin, Birzeit/Ramallah Bahiya Al-Jishi, Higher Council for Women, Bahrain 20 22 Uhr
Podiumsdiskussion Saekularer und islamischer Feminismus Zwei unterschiedliche Formen von Feminismus haben sich in der arabischen Welt herauskristallisiert: der säkulare Feminismus und der islamische, der Frauenrechte aus dem Koran und den islamischen Sunna ableitet. Ob dieser vielleicht sehr viel effektiver die Rechte von Frauen vortragen und einfordern kann, wird kontrovers diskutiert. Mit Nadje Al-Ali, Professorin für Sozialanthropologie, Universität Exeter (GB), z.Zt. Marie Jahoda- Gastprofessur für internationale Frauenforschung, Ruhr-Universität Bochum Hadeel Qazzaz, Sozialwissenschaftlerin, Arab Middle East Büro der Heinrich Böll-Stiftung, Ramallah Omeima Abou Bakr, Professorin für englische und vergleichende Literatur an der Cairo Universität, Women and Memory Forum, Kairo Miral Al-Tahawi, Schriftstellerin, Dozentin an der Cairo University, Kairo Moderation: Katajun Amirpur, Islamwissenschaftlerin, Publizistin, Köln >> Samstag, 26. April 2003
13.30 16 Uhr Vorträge mit anschließender Diskussion Der Kampf der Frauen um den oeffentlichen Raum Der Kampf um den öffentlichen Raum spielt eine zentrale Rolle im Emanzipationsprozess der Frauen in der arabischen Welt. Sich in den Medien Gehör zu verschaffen, das Wort zu ergreifen, war seit den 70er Jahren eine zentrale Forderung von Frauenbewegungen in vielen arabischen Ländern. Inzwischen gibt es nicht nur unterschiedliche Frauen-Zeitschriften und eine beeindruckende Anzahl von Publizistinnen, selbst in den staatlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten arbeiten immer mehr Frauen, die sich für den Kampf um ihre Rechte engagieren und sich mit der Situation von Frauen in der Gesellschaft auseinandersetzen. In den letzten Jahren sind durch die neuen überregionalen TV- Satellitensender, die in die arabische Welt ausstrahlen und von den nationalen Regierungen nicht mehr kontrollierbar sind, sowie durch die Kommunikation über Internet völlig neue Freiräume für die gesamte Gesellschaft, aber gerade auch für Frauen entstanden. Die unzähligen Internet-Cafés überall in der arabischen Welt vor allem, aber nicht ausschließlich in den urbanen Zentren bilden zudem neue soziale Räume, für Männer wie für Frauen, in denen die traditionelle Geschlechtertrennung aufgebrochen wird. Moderation: Ibtesam Al-Atiyat, Politologin, Amman/ z.Zt. an der FU Berlin Frauen in den arabischen Medien: eine Erfolgsgeschichte? Iqbal Baraka, Chefredakteurin Eve, Kairo Neue gesellschaftliche Räume durch Internet und Satelliten-TV Musa Shteiwi, Professor der Soziologie, University of Jordan, Amman Statements: Layla B. Chaouni, Verlegerin Le Fennec, Casablanca Sumaya Farhat-Naser, Autorin, Friedenaktivistin, Birzeit/Ramallah 16.00 16.30 Uhr
Pause 16.30 19.00 Uhr
Podiumsdiskussion Geschlechterdifferenz, Meinungspluralismus und Demokratie zur Bedeutung einer neuen Geschlechterordnung in der arabischen Welt Dieses Podium geht der Frage nach, wie sich die Interessen der Frauen, ihre Strategien und Bemühungen um Emanzipation innerhalb des gesamtpolitischen Dikurses verhalten, eines Diskurses über Demokratisierung und Zivilgesellschaft. Zur Zeit durchlaufen zahlreiche arabische Länder sozio-politische Transformationsprozesse: Demokratiebewegungen, politische Öffnung und Liberalisierung ermöglichen heute den Frauen ganz andere Vorgehensweisen bei der Durchsetzung ihrer Rechte. Zugleich wirken die Frauenbewegungen auf ihre Gesellschaften zurück Sie sensibilisieren den Staat und seine Institutionen sowie nicht-staatliche Organisationen für die Gender-Diskussion sie wirken so an der Entwicklung einer ZIvilgesellschaft mit. Azza Karam, World Conference on Religion and Peace, Director Women's Program, New York / Kairo Rabéa Naciri, Collectif Maghreb Egalité 95, Professorin. der Geographie, Rabat Hadeel Qazzaz, Sozialwissenschaftlerin, Arab Middle East Büro der Heinrich Böll-Stiftung, Ramallah Musa Shteiwi, Professorin der Soziologie, University of Jordan, Amman Moderation: Sonja Hegasy, Politologin, Zentrum Moderner Orient, Berlin Sprache: Englisch und Deutsch mit Simultanübersetzung Konzept: Ibtesam Al-Atiyat, Thomas Hartmann, Peter C. Seel
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