Klassische persische Musik wird in ihrer herausragenden Qualität oft mit der Perfektion persischer Teppiche verglichen. So fein die Muster eines Teppichs geknüpft sind, so detailliert spinnt sich die Melodieführung um die Gedichte über die Propheten, die Grundlage der Maqam-Musik sind. Die Maqamat sind höchst kunstvolle musikalische Komplexe, die die unterschiedlichen Empfindungen der Menschen widerspiegeln und bestimmten Tageszeiten, Farben und Elementen zugeordnet werden können. Im Gegensatz zur Sufi-Musik liegen einem Maqam jedoch Kompositionen zu Grunde, die von einem Orchester vorgetragen werden. Dieser Form der Darbietung liegt eine philosophische Vorstellung des Islam zugrunde: der Einheit in der Vielfalt, und der Vielfalt in der Einheit zu Grunde. Wie auch der Teppich eine Einheit bildet und doch aus einer Vielzahl aus Mustern und Details besteht, so formt das Ensemble eine Einheit, die gleichzeitig eine Vielfalt an Virtuosen zulässt, im Gesang, auf der Rahmentrommel, auf der Flöte. Im Idealfall wird auch das Publikum in diese Einheit einbezogen, um so die Meister zu höchster Leistung auf ihren Instrumenten anzuspornen, dem Sänger einen Zustand der Ekstase zu ermöglichen.
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