Veranstalter und Kooperationspartner: Graduiertenkolleg "Bild, Körper, Medium. Eine anthropologische Perspektive", Staatliche Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe; Haus der Kulturen der Welt, Berlin Konzeption und Koordination: Birgit Mersmann
Das Bild lebt von seiner Übertragung. Es überträgt und wird übertragen - sowohl kulturanthropologisch als auch medientechnologisch gesprochen. Die lebendige Präsenz der Bilder verdankt sich sowohl übertragungsmagischen Vorstellungen als auch den konkreten Übertragungsmedien, derer die Bilder bedürfen, um in Erscheinung treten und auf Wanderschaft gehen zu können. Bilder bewegen sich gleich Nomaden von Ort zu Ort, vom Imaginären zum Medialen und zurück, von Mensch zu Mensch, von Kultur zu Kultur. Aufgrund dieses hohen Übertragungspotenzials waren Bilder immer schon maßgeblich am Austausch zwischen den Kulturen beteiligt. In dieser Funktion haben sie durch die Entwicklung neuer elektronischer Bildübertragungstechniken gewaltigen Auftrieb erhalten. Je kulturgrenzüberschreitender Bilder zirkulieren, desto intensiver gestalten sich die Austauschbeziehungen zwischen den Kulturen, auch die zwischen den Bildkulturen. Die wachsende Bildvermitteltheit von Kultur, die in der Vorstellung von einer globalen visuellen Kultur gipfelt, wirft als ihr eigenes Umkehrbild die Frage nach der kulturellen Codierung von Bildern auf. Was geschieht, wenn Bilder und Bildmedien in ein Repräsentationssystem eintreten, das bildkulturell und bildmedial anders codiert ist? Die Konferenz "Transmission Bild" fragt nach den Kulturtransferleistungen von und durch Bilder(n). Sie richtet ihren Fokus auf Bilder und Bildmedien als Kulturtransmitter, heftet sich ihnen als Entsandten und Übersandten, Missionaren, Kulturbotschaftern und Unterhändlern, aber auch als Flüchtlingen und Vertriebenen an die Fersen, spürt Bilder und ihre Medien zwischen ImagiNation und Migration auf. Das Aufeinanderprallen von und die Vermittlung zwischen unterschiedlichen Bildkulturen ereignet sich vorrangig dort, wo gereist, entdeckt, erobert, kolonialisiert, missioniert, migriert und transnationalisiert wird. Die bildkulturellen Konflikte und Fusionen sind dementsprechend vielfältig, sie reichen von kolonialen bis hin zu globalen Bildkontexten: Welche Verbindungen gehen lokale Bildtraditionen und -praktiken mit importierten ein, seien sie aufgezwungen oder freiwillig übernommen? Wie bedienen sie sich westlicher Bilder und Bildmedien? Wie verschiebt sich im Übertragungsprozess das Verhältnis zwischen Bild und Medium? Welche Formen der Interpiktorialität bilden sich aus? An welchen bildmedialen Schaltstellen entstehen neue transkulturelle Bildercodes und Bildformen, wie zum Beispiel Bollywood und Japanimation? Die Konferenz will sich diesen inter- und transkulturellen Bildfragen aus kulturanalytischer und medienanthropologischer Sicht nähern. Sie versteht sich damit inhaltlich als Fortsetzungsveranstaltung zur Tagung "Migrating Images", die im November 2003 im Haus der Kulturen der Welt stattfand.