Als Einstieg notiert Sabine Vogel ihre Eindrücke von einer Reise durch Usbekistan in den Tagen um den 11. September. Bilder orientalischer Atmosphäre mischen sich auf zum Teil bizarre Weise mit den Nachrichten der Terrorattacke auf die USA. Im ersten Kapitel "Orientierungsversuche" analysieren Birgit Brauer, Uwe Halbach und Erlan Karin die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Realitäten der jungen Länder zehn Jahre nach der Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Die zaghaften Demokratisierungsbestrebungen verschwinden hinter dem Machtstreben der Präsidenten, die Gesellschaft steht im Zeichen radikaler Brüche. Razia Sultanova untersucht den abgerschlossenen Bereich weiblicher Lebenswelten. Sie spielen eine erhebliche Rolle beim Erhalt sufischer, religiöser Rituale über die Zeit der Zwangssäkularisierung hinweg. Das zweite Kapitel Künstler und Persönlichkeiten stellt die Protagonisten der Gegenwartskunst Zentralasiens vor. Valeria Ibrayeva macht zwei Generationen von Künstlern aus, die im Bruch mit dem sozialistischen Realismus den Anschluss an globale Kunstströmungen suchen und dabei gleichzeitig alte schamanistische Traditionen neu definieren. Einer der von ihr Beschriebenen, Sergey Maslov, kommentiert in seinem Manifest die Bedingungen für eine wirklich unabhängige Kunst in Kasachstan. Die Situation in Usbekistan ist laut Akhmedova Nigora zwiespältig. Ihren Wunsch nach einer eigenen Postmoderne sieht sie nur in Ansätzen verwirklicht. Das dritte Kapitel Kultur oder Betrieb thematisiert die ökonomischen Bedingungen künstlerischer Kreativität in der Region. Der kirgische Autor Sherboto Tokombaev spricht in einem Interview von den enormen Schwierigkeiten, denen sich die Literatur in seinem Land ausgesetzt sieht. Die Filmszene nach dem Wegfall der sowjwetischen Zentralverwaltung beschreibt Herbert Krill. Die Budgets sind extrem geschrumpft, der Einsatz von Laiendarstellern wird notwendig und avanciert gleichzeitig zum Markenzeichen der neuen Filme. Einen Blick auf die aktuellen Entwicklungen der Musik wirft Alexander Djumaev. Durch die Wiederkehr traditioneller Musikformen droht das russisch-europäische Erbe der Orchestermusik zu verschwinden. Das vierte Kapitel widmet sich den Zeichen der Macht. Traditionell versucht die Staatsmacht, Musik in ihrem Sinne zu benutzen, so Jean During. Ob das gelingt, hängt jedoch von der Bereitschaft des Volkes ab, die Veränderungen anzunehmen. Larissa Pletnikova und Dana Safarova unternehmen einen Abstecher in die Geschichte der sowjetischen Lager in Kasachstan. Stalins Verbannte spielten eine maßgebliche Rolle beim Entstehen der kasachischen Kunst im zwanzigsten Jahrhundert. Philipp Meuser hingegen wendet sich am Beispiel der Architektur wieder den jüngsten Entwicklungen zu. Er beschreibt die gegenwärtigen Veränderungen in den Haupststädten Kasachstans, Kirgisistans und Usbekistans. Kasachstan leistet sich gar den Entwurf einer gänzlich neuen Kapitale. Die öffentlichen Symbole der Macht schließlich analysiert Marcus Bensmann. Im Zuge der Nationalisierung ersetzen historische Helden wie Tamerlan die früher allgegenwärtigen Lenin-Statuen.
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