Seit der Unabhängigkeit der zentralasiatischen Staaten hat sich der Konflikt auf den Gegensatz zwischen der traditionellen Rolle und den neuen Möglichkeiten verlagert, die sich ihnen innerhalb einer marktorientierten Gesellschaft bieten. Während manche Frauen auch unter Hinweis auf religiöse Begründungen allein auf ihre Funktion für die Familie festgelegt werden, erreichen andere in einem veränderten Wirtschaftsgefüge höchste Positionen bei Firmen und Banken. Ein institutionalisierter Ausdruck solcher Karrieremöglichkeiten ist etwa die usbekische "Business Women Association". Bei genauerem Blick zeigt sich, dass es viele Frauen verstehen, den scheinbaren Zwiespalt der verschiedenen Rollenmuster für ihr eigenes Leben zu überbrücken. Beruf und Familie, religiöse Ämter und säkulare Berufswege müssen sich nicht per se ausschließen. Gegenüber der Kritik, sie würden ihre Familie vernachlässigen, verweisen berufstätige Frauen zum Beispiel darauf, gerade mit einem Broterwerb ihrer Pflicht als Mutter zur Fürsorge für die Familie nachzukommen, vor allem, wenn der Mann ohne Arbeit ist. Nach der Auflösung der Sowjetunion waren es vor allem die Frauen, die Handel trieben und die Wirtschaft zunächst in kleinerem, dann auch in größerem Umfang belebten, während viele Männer der neuen wirtschaftlichen Lage wie gelähmt gegenüberstanden. Doch der Auftrieb der Anfangsjahre währte nicht lange. Arbeitslosigkeit, Informationsdefizite, Unterrepräsentierung in höheren Positionen und Ämtern, häusliche Gewalt, Prostitution und Frauenhandel sind heute die drängendsten Probleme, denen Frauen immer wieder gegenüber stehen. In den letzten Jahren sind deshalb eine Vielzahl von NGOs entstanden, die sich für Frauen engagieren und auf unterschiedlichsten Gebieten die Anliegen von Frauen zu unterstützen versuchen. Das Spektrum der Aktivitäten reicht von Ausbildungsmaßnahmen und beruflicher Förderung über soziale und juristische Beratung bis zu politischen und gesellschaftlichen Initiativen. Das Symposium will sowohl die Komplexität der Rollenmuster wie auch die Funktionen der Frauen-NGOs thematisieren und Soziologinnen, Journalistinnen und Wissenschaftlerinnen miteinander ins Gespräch bringen.
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