HistorikerInnen erweitern die klassischen Themen der Kolonialgeschichtsschreibung um eine transnationale Perspektive, in der Deutschland als ein Mosaikstein eines komplexen, vielschichtigen Globalisierungsvorgangs erscheint. So nimmt Sebastian Conrad das Problem in den Blick, wie sich Perspektiven auf die deutsche Geschichte zwischen 1885 und 1945 unter Einbeziehung der deutschen Expansionsgeschichte außerhalb Europas verändern lassen. Heike Paul greift die Idee des Black Atlantic auf fragt nach deutschen Kolonialfantasien um 1900: "Nach Amerika reisen und Afrika sehen". Inwieweit besteht eine Analogie zwischen den Begegnungen deutscher Reisender in den USA mit Schwarzen Amerikanern und dem Kulturkontakt deutscher Kolonisten mit der einheimischen Bevölkerung in den deutschen afrikanischen Kolonien? Pascal Grosse fragt nach der deutschen Migrationsgeschichte im ausgehenden 19. und im Verlauf des 20. Jahrhundert im Kontext der Kolonialgeschichte. Pascal Grosse, Dr. med., geb. 1962 in Düsseldorf, Studium der Humanmedizin, Geschichte, Psychologie und Medizingeschichte an der Freien Universität Berlin. Er ist als Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neurologie an der Charité beschäftigt und erarbeitet als Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin ein Projekt über Gehirn und Geschlecht: Neurobiologie, Sexualität und Bürgerliche Ordnung, 1750-1900. Pascal Grosse hat sich in den letzten Jahren gezielt mit Fragen der Eugenik, deutscher Kolonialgeschichte und imperialistischer Imagination auseinandergesetzt. Zu seinen Veröffentlichungen gehört: "Eugenik, Kolonialismus und bürgerliche Gesellschaft in Deutschland, 1850-1918" (2000) und "Zwischen Privatheit und Öffentlichkeit: Kolonialmigration in Deutschland, 1900-1940" (2003).
Heike Paul arbeitet als Wissenschaftliche Assistentin am Institut für Amerikanistik der Universität Leipzig und ist derzeit Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Ihre Interessen liegen im Bereich der gender studies, postcolonial studies und afroamerikanische Literatur. Ein zentrales Anliegen ihrer Arbeit ist die Dekonstruktion von whiteness im Kontext außereuropäischer Emigration und des deutschen Kolonialismus.
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