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Afrika, Amerika, Europa
Podiumsdiskussion, Vortrag
Black Atlantic - Plattform 3:
Eine andere Moderne
, Black Atlantic
Imperialistische Gewalt
Europas Moral und politische Imagination
Eintritt frei
11.11.2004
20:00
WWW
Black Atlantic
Vortrag und Diskussion mit Sven Lindqvist
Chair: Paul Gilroy
Sprachen: Englisch und Deutsch mit Übersetzung


Die Moderne, so die zugrunde liegende These dieser Plattform, war von Anbeginn korrumpiert durch den ihr eingewachsenen Rassismus einerseits sowie koloniale Herrschaftsansprüche andererseits. Deren Wirkungsmacht ist in Europa nach wie vor spürbar - in Erinnerungsabwehr, rassistischen Wahrnehmungsweisen und konstanten Ausschlussmechanismen. Der schwedische Autor Sven Lindqvist stellt in seiner key note lecture dar, wie im 19. und 20. Jahrhundert die unter Weißen weit verbreitete Auffassung entstand, die "Anderen" seien als minderwertig zu betrachten und ihre Ermordung und Vernichtung somit legitim. Diese "doomed races doctrine" fand sich sowohl in wissenschaftlichen, rechtlichen und politischen Texten als auch im alltäglichen Umgang und diente dazu, Gewalt und Enteignung zu begründen.
Sven Lindqvist, Meister der literarischen Reportage, beschreibt seit Jahrzehnten seine Erfahrungen als Welten durchwandernder Europäer. Er reflektiert über die Geschichte(n) Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und ihre ambivalenten, schmerzhaften Verbindungen zu Europa und dessen kolonialgeschichtliche Strukturen.


Sven Lindqvist, geb. 1932 in Stockholm, Schriftsteller, Essayist, Literaturwissenschaftler, Doktor der Literaturgeschichte an der Universität Stockholm, Ehrendoktor der Universität Uppsala, Ehrenprofessor der schwedischen Regierung. Anfang der 60er Jahre ging Sven Lindqvist für 2 Jahre nach China, zunächst als Student der chinesischen Sprache an der Universität von Beijing und später als Kulturattaché der schwedischen Botschaft. Seit dieser Zeit hat er sein Leben dem Schreiben gewidmet und viele Reisen vor allem nach Asien, Afrika und Lateinamerika unternommen. Sven Lindqvist schreibt literarisch-essayistische Texte und Berichte über seine Erfahrungen als welten-durchwandernder Europäer. Er reflektiert konstant über deren Geschichte(n), über ihre ambivalenten, schmerzhaften Verbindungen zu Europa und dessen kolonialgeschichtliche Strukturen, z.B. in "Exterminate all the Brutes" (1996) und "A History of Bombing" (2001). Sven Lindqvist hat über 30 Bücher mit Essays, autobiografischer und dokumentarischer Prosa, Reise- und Reportage-Literatur in schwedischer Sprache veröffentlicht, die zum Teil in andere Sprachen übersetzt wurden. Zu seinen zahlreichen internationalen Preisen wurde ihm 2000 der Preis der Schwedischen Akademie für sein literarisches Schaffen verliehen.

Paul Gilroy, britischer Soziologe und Kulturwissenschaftler; seit 1999 Professor für Soziologie und African-American Studies an der Yale University, zuvor Professor für Soziologie und Cultural Studies am Goldsmiths' College der Universität London. Paul Gilroy ist konzeptueller Hauptberater des Black Atlantic Projekts im Haus der Kulturen der Welt.
Er gilt durch sein 1993 erschienenes Buch The Black Atlantic, Modernity and Double Consciousness als eine der wichtigsten Stimmen eines Paradigmenwechsels im europäischen Denken zwischen Moderne und Transnationalismus. Seine Arbeiten, darunter "There ain't no Black in the Union Jack" (1987), "Small Acts: Thoughts on the Politics of Black Cultures" (1993), "Between camps: nations, cultures and the allure of race" (2000), sind wegweisend für ein Nachdenken über die Bedeutung Schwarzer Kulturen im Kontext europäischer Kulturpolitik und -praxis und waren mitbestimmend für das Entstehen der Schwarzen Kunstszene in Großbritannien. Paul Gilroy ist ausgewiesener Musikexperte und -kritiker und arbeitet derzeit an Real Time, a story of black music in the second half of the twentieth century. Diesen Sommer erscheint sein neues Buch "After Empire: Multiculture or Postcolonial Melancholia". Seine Texte sind in zehn Sprachen übersetzt.

Link www.blackatlantic.com