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Afrika, Amerika, Europa
Podiumsdiskussion, Vortrag
Black Atlantic - Plattform 3:
Eine andere Moderne
, Black Atlantic
Racial Science
Eintritt frei
12.11.2004
17:00
WWW
Black Atlantic
Vortrag und Diskussion mit Londa Schiebinger und Pascal Grosse
Moderation: Tina Campt

Sprachen: Englisch/Deutsch

Menschenversuche im 18. Jahrhundert bilden den Ausgangspunkt für Überlegungen über wissenschaftshistorische Kontinuitäten bis heute. Am Beginn steht die Frage, an wem mit welchen Gründen und "Legitimationen" diese Experimente durchgeführt wurden. Der Blick auf Koloniale Wissenschaften und Erfindungen der Rassekonstruktionen führt zu inneren Widersprüchen der Humanwissenschaften. Es geht um bis heute wirksame, sich überlagernde Strategien der Biopolitik, die immer wieder neue rassistische, eugenische und antisemitische Ideologien hervorgebracht haben.


Londa Schiebinger, Professorin für Wissenschaftsgeschichte im Fachbereich Geschichte und "The Barbara D. Finberg Director" am Institut für Frauen- und Gender-Forschung an der Stanford University. Ihre Arbeiten beschäftigen sich hauptsächlich mit der Rolle von Frauen und der Bedeutung von geschlechtsspezifischen Strukturen in den Naturwissenschaften seit dem 18. Jahrhundert. Derzeit forscht sie zu Kolonialen Wissenschaften im 18. Jahrhundert. Sie untersucht, wie Ethnie und Geschlecht im Kontext der Gesundheitsversorgung in der Karibik definiert wurden, insbesondere wie sich die Ideen des wissenschaftlichen Rassismus in einer Zeit entwickelten, in der Mediziner abwechselnd schwarze und weiße Körper zu Experimenten nutzten. In ihrem 1993 erschienenen Buch "Nature's Body: Gender in the Making of Modern Science" analysiert sie mit feministischer Methodik die Forschungsarbeit der Botanik und stellt Fragen zur Bedeutung von race und gender in diesem Feld. Auch ihr letztes Buch "Has Feminism Changed Science?" beschäftigt sich mit provozierenden Thesen, die Frauen eine andere Herangehensweise an die Forschung zusprechen als Männern. Im Herbst dieses Jahres folgt nun "Plants and Empire: Colonial Bioprospecting in the Atlantic World" erscheinen. Londa Schiebinger hat zahlreiche Artikel veröffentlicht, von denen einige auch auf Deutsch erschienen sind. Neben vielen anderen Auszeichnungen, hat sie als erste Frau den Alexander von Humboldt-Preis erhalten und 1999/2000 am Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte gearbeitet.

Tina Campt ist Distinguished Professor für Women Studies der Duke University, Durham. Sie hat in Neuerer Deutscher Geschichte promoviert und arbeitet zu feministischer oral history, Schwarzer Deutscher Geschichte und insbesondere zu der Situation Schwarzer Frauen in Europa. In ihrem 2004 erschienenen Buch Other Germans: Black Germans and the Politics of Race, Gender and Memory in the Third Reich setzt sich Campt anhand von Zeitzeugen-Erinnerungen mit der Geschichte Schwarzer Deutscher im Nationalsozialismus auseinander. Tina Campt ist konzeptuelle Beraterin und Co-Kuratorin für das Projekt Black Atlantic. Sie hat das Konzept für das Symposium zu einer kritischen Geschichtsschreibung und Geschichten der ersten Plattform "Eine andere Geschichte - Gedächtnis, Körpererinnerung, Geschichtsbegriffe" entwickelt.

Pascal Grosse studierte Humanmedizin, Geschichte, Psychologie und Medizingeschichte an der Freien Universität Berlin und war Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Neurologie am Campus Virchow-Klinikum der Humboldt-Universität zu Berlin. Zwischen 2000 und 2003 publizierte Grosse zu Eugenik, deutscher Kolonialgeschichte und imperialistischer Imagination. Derzeit forscht Grosse als Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin.
Publikationen (Auswahl):
Eugenik, Kolonialismus und bürgerliche Gesellschaft in Deutschland, 1850-1918, Frankfurt am Main/ New York: Campus Verlag, 2000. Zwischen Privatheit und Öffentlichkeit: Kolonialmigration in Deutschland, 1900-1940, in: Phantasiereiche: Der deutsche Kolonialismus in kulturgeschichtlicher Perspektive, B. Kundrus (Hrsg.), 91-109, Frankfurt: Campus, 2003

Link www.blackatlantic.com