Entgegen essentialischer Annnahmen haben afroamerikanische Musiker seit den späten 50ern mit den Technologien einer auf Echtzeit basierenden elektronischen Musik experimentiert und weiterentwickelt. George Lewis betrachtet die Kämpfe und den Einfluss von Künstlern wie Eddie Harris, Charles Stepney, Muhal Richard Abrams, aber auch Miles Davis oder Sun Ra. Kodwo Eshun untersucht elektronische Musik im Kontext neuer Technologien und Afrofuturismus. Kodwo Eshun lebt und arbeitet als Autor, Essayist, DJ, Kunst-Kurator und Musikkritiker in London. Er ist Dozent der "visual cultures" im Goldsmith College der Universität London, und der "sonic culture" im Dutch Art Institute der Universität zu Amsterdam. 1998 erschien sein wichtiger Text zur Bedeutung von Technologie und Maschinenkultur für die Kreativität, besonders die musikalische: "More Brilliant than the Sun: Adventures in Sonic Fiction". Von 1996-1999 war Eshun Research Associate bei der "Cybernetic Culture Research Unit" der Warwick Universität. 1999 ko-kuratierte er "Dub Housing", eine interdisziplinäre Veranstaltung mit Ausstellung, Symposien und Konzert im Rahmen des Steirischen Herbstes in Graz. Während der Jahre 1999 und 2000 war er Leiter der Jury für Digitale Musik bei der "Ars Electronica" und dem Oberhausener Kurzfilmfestival. 2002 kooperierte er mit Medienkünstlern von "Flow Motion" für die Ausstellung "Sonic Process", die im Centre Pompidou, Paris gezeigt wurde. Kodwo Eshun ist Kurator bei "Artangel, LongPlayer", Mitglied der "Interdisciplinary Task Group" bei ACE und Gründer der Filmer-Gruppe "Otolith". Kodwo Eshun bezeichnet sich selbst als "konzeptuellen Ingenieur", der wie viele andere auch nicht mehr im konventionellen Sinne 'schreibt', sondern Konzepte, Fiktionen, Halluzinationen aus einem bestimmten (künstlerischen) Feld aufgreift, um sie in andere Felder zu übertragen und diese miteinander amalgamieren zu lassen.
George Lewis, Improvisations-Posaunist, Komponist, Computer/Installations-Künstler, ist Edwin H. Case Professor of American Music an der Columbia University in New York, wo er sich in Forschung und Lehre mit Historischer Musikwissenschaft, Improvisation, musikalischen Konstruktion von race und Ethnizität, und Neuen Medien/Interaktivität beschäftigt. International anerkannt sowohl als virtuoser Posaunist als auch für seine innovativen Ansätze zu interaktiver Computermusik und algorhythmischer Improvisation, war Lewis 2002 Fellow der MacArthur Foundation und erhielt 1999 den Cal Arts/Alpert Award in the Arts. Außerdem hatte er zahlreiche Forschungsstipendien des National Endowment for the Arts. Seit 1971 ist er Mitglied des international renommierten experimentellen African-American Musik Kollektivs, der Assoziation for the Advancement of Creative Musicians (AACM). Sein neuestes Buch, das sich mit dieser historisch bedeutsamen Gruppe beschäftigt, wird 2005 von der University of Chicago Press veröffentlicht werden. Lewis studierte Philosophie an der Yale University, Komposition bei Muhal Richard Abrams an der AACM School of Music und Posaune bei Dean Hey. Seine umfangreiche Arbeit als Komponist, Künstler, Improvisationsmusiker und Interpret ist auf über 120 Aufnahmen dokumentiert, seine Artikel zu Musik, experimentellem Video, Visueller Kunst und Cultural Studies sind in zahlreichen akademischen Anthologien und Zeitschriften erschienen.
Diedrich Diederichsen, Professor für Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung, Merz Akademie, lebt in Berlin. Er ist einer der wichtigsten deutschsprachigen Musik-Theoretiker und Kritiker, der viel zum Thema Musik-Bewegungen und Diaspora arbeitet. Er war Mitherausgeber von Spex und arbeitet als freier Publizist u.a. für Tagesspiegel, tageszeitung, Texte zur Kunst und Theaterheute. 1992 Mitarbeit an der Ausstellung Import-Export Funk Office der afroamerikanischen Künstlerin Renée Green in Köln. Nachhaltig inspiriert gab er 1993 den Band "Yo! Hermeneutics Schwarze Kulturkritik: Pop, Medien, Feminismus" heraus. Erstmalig wurden für den deutschsprachigen Raum Texte von so namhaften Autoren und Autorinnen wie Paul Gilroy, Michele Wallace, Isaac Julien, Henry Louis Gates jr. in einem Sammelband vereint. Sein 1998 erschienenes "Loving the Alien - Science Fiction, Diaspora, Multikultur" dokumentiert das von ihm organisierte gleichnamige interdisziplinäre Event und Symposium in der Volksbühne Berlin von 1997.
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