Auf der Leinwand läuft El automóvil gris, ein einzigartiger Stummfilm von 1919, der halbdokumentarisch die Geschichte der ersten organisierten Verbrecherbande zur Zeit der mexikanischen Revolution zeigt. Daneben sitzen zwei mexikanische Schauspielerinnen und ein Filmkommentator in der Tradition der japanischen "Benshi", wie in Japan zur Stummfilmzeit üblich. Die drei geben jedem der Darsteller eine Stimme, spielen mit Sprachen, Stimmen und Geräuschen, erzeugen ein Spannungsfeld zwischen korrekter Interpretation und Fehlinterpretation, das durch die Begegnung unterschiedlicher Kulturen geschaffen wird. Der profilierte Regisseur Claudio Valdés Kuri, international bekannt durch De monstruos y prodigios La historia de los castrati zu deutsch Von Wundern und Ungeheuern Die Geschichte der Kastraten hat nicht nur seine Leidenschaft für das mexikanische Stummfilm-Kino entdeckt, sondern auch für die Kunstfertigkeit der japanischen Benshi. In seiner Inszenierung kreiert er ein neues Genre, das Live-Musik integriert und nach neuen Formen der Erzählung sucht. Eigens für die Berliner Aufführung werden deutsche Worte in den Text der Schauspieler eingeflochten.
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