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Die Architektur

Die Kongreßhalle bzw. das Haus der Kulturen der Welt gilt als eines der interessantesten Bauwerke Berlins. Es wurde 1957 erbaut und steht unter Denkmalschutz.

Durch seine außergewöhnliche Architektur gehört die Kongreßhalle zu einem neuen Gebäudetypus. Seine symbolische Funktion, ein Manifest für die Freiheit des Gedankens und des Ausdrucks darzustellen, spiegelt sich in seiner Architektur wider. Der amerikanische Architekt Hugh Stubbins konzipierte einen Bau, der sich vor allem durch eine großzügige und sehr offene Raumgestaltung kennzeichnet und über ein ungewöhnlich geschwungenes Dach verfügt. Stubbins selbst verstand es immer als ein “Dach des großen Versprechens”, unter dem den Leistungen, die unter ihm vollbracht werden, keine Grenzen gesetzt werden sollten.

Die bautechnische Umsetzung des programmatischen Anspruches stieß jedoch auf Schwierigkeiten: Der ursprüngliche Entwurf Stubbins‘ sah ein nur auf zwei Säulen liegendes, ansonsten frei schwebendes Dach vor. Die Idee eines nur auf wenigen Punkten ruhenden Daches entsprach dem damaligen Zeitgeist des organischen Bauens. Bereits 1953-56 hatte Eero Saarinen ein auf drei Punkten ruhendes Dach für das Kresge Auditorium des Massachusetts Institute of Technologie in Cambridge konstruiert.


Bau der Kongreßhalle
1956-57
© BPK Berlin

Das von Stubbins vorgesehene freitragende Dach für die Kongreßhalle war jedoch so nicht realisierbar. Dennoch wurde an der Idee festgehalten; eine Hilfskonstruktion mußte her. Eine Abstützung über einen zusätzlichen Ringbalken über den Außenwänden des Auditoriums wurde notwendig, der das auf nur zwei Punkten ruhende Dach unterstützte. Unter Architekten fand diese Konstruktion nicht nur Befürworter, sondern auch heftige Kritiker. “Noch nie hat es ein hängendes Dach mit einer solch teuren und umständlichen Konstruktion gegeben”, urteilte Frei Otto 1956, der allerdings bereits 1955 bei seinem Musik-Pavillion in Kassel verwandte Dachformen konstruierte. Angesichts des äußerst komplizierten und empfindlichen Tragwerks des Daches der Kongreßhalle gab es allerdings auch technische Bedenken.


Fertigstellung 1957
© BPK Berlin
Am 21. Mai 1980, 23 Jahre nach Bauabschluß, geschah die Katastrophe: Das Dach der Kongreßhalle stürzte ein und begrub unter seinen Trümmern einen Journalisten. Das Gutachten zum Teileinsturz der Kongreßhalle kam abschließend zu folgendem Ergebnis: “Der Einsturz des südlichen Außendaches und Randbogens der Kongreßhalle in Berlin wurde durch konstruktive Mängel bei der Planung und Bauausführung der Außendächer und als Folge davon durch korrosionsbedingte Brüche ihrer den Randbogen tragenden Spannglieder verursacht.”


Dacheinsturz 1980
© G. Peters

1982 beschloß der Senat von Berlin einen Wiederaufbau. Fünf Jahre dauerte die Rekonstruktion, die zum einen die wesentlichen Gedanken Stubbins realisierte und zum anderen den technischen Anforderungen und Sicherheitsbestimmungen genügen mußte. Der Wiederaufbau erforderte daher einige technische Veränderungen. Die konsequente Trennung der Funktionen in ein Dach als Raumabschluß und ein Dach als architektonisches Zeichen wurde realisiert. Obgleich ein derart ungewöhnliches Dach auch in den 80er Jahren noch ein kühnes Unterfangen war, wurde eine Lösung entwickelt, die die langfristigen Sicherheits-Anforderungen erfüllt.