Das Ensemble Modern und Stars der klassischen indischen Musik präsentieren mit RASALÎLA erstmalig das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit: Kompositionen, in der indischen Tradition verwurzelt und in ihrer Sprache dennoch avantgardistisch. Künstlerischer Leiter des Projekts ist der in Europa arbeitende Komponist Sandeep Bhagwati.Das Dossier informiert über die konzeptionellen Hintergründe des Projekts und gibt einen Einblick in die Ergebnisse der intensiven, zweijährigen Zusammenarbeit zwischen den indischen Musikern und dem Ensemble Modern. Auf den folgenden Seiten finden Sie ein ausführliches Interview mit dem künstlerischen Leiter des Projekts, Sandeep Bhagwati, ein Porträt des Ensemble Modern, den Reisebericht von Wolfgang Styri (Ensemble Modern), den er nach der Teilnahme an einem Workshop in Bombay/Mumbai mit den indischen Musikern schrieb, einen Text des Komponisten und Musikethnologen Ashok Ranade über das Verhältnis von Tradition und Neuerung in der indischen Kunstmusik sowie Porträts der Musiker und Komponisten. Klangbeispiele und Erläuterungen der Komponisten zu ihren Werken, die zum größten Teil eigens für "Rasalîla" entstanden sind, geben einen Vorgeschmack auf die Konzerte im Haus der Kulturen der Welt. Ein kurzes Video vermittelt einen Eindruck von dem Arbeitsprozess der Musiker während eines gemeinsamen Workshops in Bombay/Mumbai.
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Die indische gilt als einzige Kunstmusiktradition, die sich auch heute noch ganz unabhängig vom westlichen Musikdenken entwickelt. Inspiriert durch intensive gemeinsame Workshops, die Sandeep Bhagwati seit fast zwei Jahren durchführt, haben nun berühmte indische Musiker für eines der renommiertesten Ensembles für Neue Musik, das Ensemble Modern, Kompositionen entwickelt. Als Kontrapunkt dazu haben indische Komponisten, die in der westlichen Neuen Musik zu Hause sind, eigens für "Rasalîla" neue Werke geschaffen. Auch Bhagwatis neuestes Auftragswerk für das Ensemble Modern, "Rasas", ist unter den Kompositionen, die im Haus der Kulturen der Welt zur Aufführung kommen. Indische Musik besteht traditionellerweise aus Ragas, festen Improvisations- und Kompositionsrahmen, die jeweils nur eine Grundstimmung, ein "Rasa" haben: "Rasas" sind die emotionalen Basiselemente aller indischen Kunst. Jeder traditionelle indische Musiker lernt, die Aura eines einzelnen "Rasa" präzise und unverfälscht wiederzugeben. "Rasalîla" heißt übersetzt soviel wie "Spiel der Gefühle". Die Kompositionen des Projekts reagieren auf die komplexen Gefühlslagen der heutigen Welt und bringen ganz neuartige Elemente in die indische Kunstmusik ein: Oft verzichten sie auf Ragas, betonen Aspekte wie Stille und Vielstimmigkeit, das Zusammenspiel instrumentaler und vokaler Klangfarben sowie abrupte Rhythmuswechsel. Der Titel des Projekts steht für das widersprüchliche Zusammenspiel und die Brechung aller "Rasas" ... eben wie das indische Wort "Lîla" es sagt: "Das 'freie Spiel' der Elemente erst zeigt uns die wirkliche Welt mit ihren Schatten und Farben." (S. Bhagwati) Umrahmt werden die Konzerte von einem Symposium, Filmen, Hörspielen und einer Klanginstallation.
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