english version
Home/Virtuelles HKW/Dossiers/Details
RASALÎLA - Spiel der Gefühle
Indische Virtuosen treffen aus das Ensemble Modern
Weitere Musiker und Komponisten - Aneesh Anandan und Uday Bhawalkar
08.10.2003
Globalisierung, Kommunikation, Moderne, Tradition
"Die Zukunft der Musik ist eine planetare"
Das Ensemble Modern - Ein Porträt
Nicht immer nur neue Klänge: Neue Zugänge zum Klang. Sechs Fragen an Ashok Ranade

Indien-Reisetagebuch von Wolfgang Stryi

Shubha Mudgal - Klassische Khyal-Sängerin und Popstar
Aneesh Pradhan - einer der hervorragendsten Tabla-Spieler Indiens
Dhruba Ghosh - brillanter Techniker und sensibler Virtuose auf der Sarangi
Die "Diaspora"-Komponisten - Klarenz Barlow, Param Vir, Naresh Sohal und Shirish Korde
Meera - Unorthodoxies
GANESH ANANDAN

Der in Montreal lebende Perkussionist, Komponist und Instrumentenbauer Ganesh Anandan wurde im südindischen Bangalore geboren, dem Zentrum der hinduistischen karnatischen Musik – und auch der indischen Softwareindustrie. Er wurde von klein auf traditionell-klassisch unterrichtet: sein Flötenlehrer war G. Venugopal, die Trommel Mrdangam lernte er bei K.K. Parthsarthy.

Nach seinem Universitätsabschluss Mitte der siebziger Jahre siedelte Ganesh Anandan nach Kanada über, wo er sich theoretisch – und am Klavier – die klassische westliche Musik, kubanische und brasilianische Rhythmen sowie indonesische Gamelanmusik erschloss. Die musikalische Verbindung zu seiner Heimat hat Ganesh Anandan während Studienaufenthalten am Karnataka College of Percussion bei T.N. Shashikumar kontinuierlich gepflegt und vertieft: Hier lernte er das Spiel der Tavil, einer rituellen, mit zwei Fellen bespannten Rohrtrommel, und des Tamburin Kanjira. Darüber hinaus beschäftigte er sich intensiv mit Perkussionsinstrumenten der verschiedensten Kulturen. Glen Velez (Bodhran, Tar), Allessandra Belloni (Tammurriata, Tammurrelo) und Carlo Rizzo waren ihm sowohl Lehrer in ihren Instrumenten als auch Partner in seinem Trio „FingerWorks“.

Ganesh Anandan erhielt Stipendien des Canadian Arts Council und des Conseil des Arts et des Lettres du Québec und rief eine Reihe von Projekten und Ensembles ins Leben, darunter das Projekt „Espace Shruti“, eine Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Pascal Dufaux: Speziell entworfene Instrumente, basierend auf den 22 Intervallen der mikrotonalen indischen Tonleiter, sind in eine skulpturalen Architektur integriert, die auch den Raum für eine Performance liefert.

Ganesh Anandan arbeitet an der Übertragung von Rhythmuskonzepten und Schlagtechniken seiner südindischen Heimat auf Tamburine, Rahmentrommeln und verschiedenste Resonanz-Oberflächen. In seiner dynamischen Spielweise verbindet er den klassischen karnatischen Stil mit der nordafrikanischen und der persischen Spieltradition sowie einer Reihe von eigenen, innovativen Spieltechniken zu einem einzigartigen hybriden System von Hand- und Finger-Techniken.


UDAY BHAWALKAR

Der von der Fachkritik hoch gerühmte Sänger Uday Bhawalkar zählt im heutigen Indien zu den bedeutendsten Dhrupad-Protagonisten der jüngeren Generation. Dhrupad ist eine der ältesten aktuell noch praktizierten, klassischen Gesangsformen Nordindiens. Entstanden in den hinduistischen Tempeln, gelangte Dhrupad ab etwa dem 14. Jahrhundert an die Höfe der hinduistischen Rajas und der moslemischen Eroberer. Die bis dahin ausschließlich religiösen Texte wurden um Lobpreisungen der aristokratischen Musikförderer und Themen der erotischen Liebe erweitert.

So negativ das Wort "Guru" im Westen häufig belegt ist, so positiv klingt es indischen Ohren. Der Guru ist der handwerkliche, geistige, moralische und spirituelle Lehrer, mitunter ein ganzes Leben lang. Das Konzept der persönlich zu überliefernden Tradition von Lehrer (guru) zu Schüler (shishya) ist ein fundamentales Konzept der indischen Kultur.

Bhawalkar, 1966 in Madhya Pradesh geboren, erhielt seit seinem achten Lebensjahr Unterricht in klassischer indischer Musik. Ein Stipendium der Ustad Allauddin Khan Sangeet Academy ermöglichte ab 1981 dem talentierten jungen Mann ein Dhrupad-Gesangsstudium bei Ustad Zia Fariduddin Dagar. Im Anschluss erlernte er über Jahre bei Ustad Zia Mohinuddin Dagar das Spiel der Veena. Diese Laute gilt als das älteste, prestigeträchtigste und zugleich schwierigste Instrument der indischen Musikkultur.

Uday Bhawalkar, der neben zahlreichen Auszeichnungen und Preisen den renommierten Nachwuchsmusikpreis des indischen Kulturministeriums erhielt, ist seit Mitte der achtziger Jahre über die Grenzen des indischen Konzertlebens hinaus weltweit bei allen wichtigen Musikfestivals vertreten und auf internationalen Bühnen präsent, so etwa beim Sangeet Parampara Festival in Berlin, dem World Music Festival (Schweiz), dem Raga Mala (Seattle, USA) und der Queen Elizabeth Hall.

Bhawalkar gilt als ein herausragender zeitgenössischer Drupad-Protagonist, der Eleganz und Finesse der alten Musikform nicht nur in hohem Maße verkörpert, sondern ihr dank seiner musikalischen Neugier und seines weiten Horzonts auch neue Impulse zu geben vermag.




Kontakt: Gabriele Stiller-Kern stiller.kern@t-online.de